Gaudeamus igitur

1. |: Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus; :| post iucundam iuventutem post molestam senectutem |: nos habit humus! :|

1. Also laßt uns fröhlich sein denn wir sind noch jung; nach den Freuden der Jugend, nach den Beschwerlichkeiten des Alters, wird uns die Erde haben.

2. Ubi sunt, qui ante nos in mundo fuere? Vadite ad superos, transite ad inferos, hos si vis videre.

2. Wo sind die, die vor uns in der Welt waren? Du gehest über in den Himmel Du gehest hinab in die Unterwelt, wenn du diese sehen willst.

3. Vita nostra brevis est, brevi finietur, venit mors velociter, rapit nos atrociter, nemini parcetur.

3. Unser Leben ist kurz, es wird in Kürze enden Der Tod kommt schnell, reißt uns mit aller Härte hinweg, niemand wird verschont.

4. Vivat academia, vivant professores, vivat membrum quodlibet, vivant membra quaelibet, semper sint in flore!

4. Hoch lebe die Universität, hoch leben die Professoren, hoch lebe jedes Mitglied, hoch lebe das Ganze, es sei immer in der Blüte!

5. Vivant omnes virgines faciles, formosae, vivant et mulieres, tenerae, amabiles, bonae, laboriosae!

5. Hoch leben die gefälligen, schönen Jungfrauen, hoch leben auch die zarten, lieblichen, guten und arbeitsamen Frauen!

6. Vivat et res publica et qui illam regit, vivat nostra civitas, maecenatum caritas, quae nos hic protegit!

6. Hoch lebe unsere Republik und wer sie regiert! Hoch lebe unsere Gemeinschaft, die Güte der Gönner, die uns hier beschützt.

7. Pereat tristitia, pereant osores, pereat diabolus, quivis antiburschius, atque irrisores!

7. Hinweg die Traurigkeit, hinweg die Schmerzen, hinweg der Teufel, welcher ist der Anti-Bursch und der Spötter.

Fassung nach Christian Wilhelm Kindleben 1781, im selben Jahr wegen seiner Studentenlieder ausgewiesen.

Übers. v. Peter Häring (K.A.V. Rheno-Nicaria zu Stuttgart).


"Gaudeamus igitur" ist eines der ganz wenigen alten deutschen Studentenlieder, das man heutzutage als Verbindungsstudent auch noch öffentlich aufführen kann, ohne gleich als "Nazi-Sänger" (Tübinger Flugblatt zum traditionellen Maieinsingen) abgestempelt zu werden.

Der Grund hierfür ist hauptsächlich: Das Lied ist nicht in deutscher Sprache, das ist schon mal weniger verdächtig. Aufgrund der lateinischen Sprache wird es auch nicht gleich von jedem Korporationsgegner verstanden.

Dabei finden sich für diese Leute, von denen es leider auch im Netz einige gibt, bei genauem Aufpassen etliche "inkorrekte" Stellen: Es wird ein Hoch auf die Professoren gesungen, die Frauen werden in einer ganzen Strophe extra besungen, es folgt ein Hoch auf die Republik, deren Regierung, deren Bürger und deren Schutz. Auch die Korporationshasser, die "antiburschius", kommen schon damals vor.

Der Autor dieses Liedes mußte im selben Jahr, in dem er es schrieb, das Land verlassen, verjagt von absolutistischen Monarchen. Heute, mehr als 200 Jahre später, stehen auch wieder Personen in den Startlöchern, die vertreiben und verbieten würden, wenn sie denn nur die Möglichkeit hätten. Die Demos gegen das Maieinsingen in Tübingen und Heidelberg sind traurige Beispiele dafür.


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