A. An Ihren Genius
(Von Friedrich Hölderlin, 1770-1843)
Send' ihr Blumen und Frücht' aus nieversiegender Fülle, Send' ihr, freundlicher Geist, ewige Jugend herab! Hüll' in deine Wonnen sie ein und laß sie die Zeit nicht Sehn, wo einsam und fremd sie, die Athenerin, lebt, Bis sie im Lande der Seeligen einst die fröhlichen Schwestern, Die zu Phidias Zeit herrschten und liebten, umfängt.
B. Unserm Führer!
(Von Vizefeldwebel und Offizier-Stellvertreter Josef Haag)
Wir haben einen Kameraden Gelassen in heißer Schlacht! Als ward zum Sturm geblasen, Da hat er sein Leben gelassen, Eh' daß es ihm richtig gelacht.
Es war um die achte Stunde, Die Sonne am Himmel stand. Da empfing er die Todeswunde, Von den Schicksals grausamer Hand.
Wir waren so treu ihm ergeben. Wir hatten ihn Alle so lieb. Und gäben so gern unser Leben Wenn nur das Seine uns blieb.
Für ihn, da gabs kein Besinnen, Wenn uns umtobt' die Gefahr. Er war der Erste stets drinnen; Sein Leben ihm wenig war.
Und wollte der Mut uns verlassen, So gab er mit fröhlichem Blick, Und mit seinem freundlichem Lachen Uns Kampfesfreude zurück.
Nun liegt er einsam draußen Im weiten, weiten Feld. Und während Granaten sausen, Schläft stille unser Held.
Doch wir werden ihn ncht vergessen, Gott höre den Schwur: "Es wird nie Ihn, mit dem treuen Wesen Vergessen die Kompagnie!"
Wir haben einen Kameraden Gelassen in heißer Schlacht, Als ward zum Sturm geblasen, Da hat er sein Leben gelassen, Eh' daß der Sieg ihm gelacht!
(Wislawa Szymborska, Polish poet: Recipient of 1996 Nobel Prize for literature.)
1. Hitler's First Photograph, 1986
by Wilawa Symborska
AND WHO'S this little fellow in his itty-bitty robe? That's tiny baby Adolf, the Hittler's little boy! Will he grow up to be an LL.D.? Or a tenor in Vienna's Opera House? Whose teensy hand is this, whose little ear and eye and nose? Whose tummy full of milk, we just don't know: printer's, doctor's, merchant's, priest's? Where will those tootsy-wootsies finally wander? To garden, to school, to an office, to a bride, maybe to the Burgermeister's daughter?
Precious little angel, mommy's sunshine, honeybun, while he was being born a year ago, there was no death of signs on the earth and in the sky: spring sun, geraniums in windows, the organ-grinder's music in the yard, a lucky fortune wrapped in rosy paper, then just before the labor his mother's fateful dream: a dove seen in dream means joyful news, if it is caught, a long-awaited guest will come. Knock knock, who's there, it's Adolf's heartchen knocking.
A little pacifier, diaper, rattle, bib, our bouncing boy, thank God and knock on wood, is well, looks just like his folks, like a kitten in a basket, like the tots in every other family album. Shush, let's not start crying, sugar, the camera will click from under that black hood.
The Klinger Atelier, Grabenstrasse, Braunau, and Braunau is small but worthy town, honest businesses, obliging neighbors, smell of yeast dough, of gray soap. No one hears howling dogs, or fate's footsteps. A history teacher loosens his collar and yawns over homework.
2. Ein großes Glück, 1993
by Wislawa Szymborska
Es ist ein Glück, nicht genau zu wissen, in welcher Welt wir leben.
Man müßte sehr lange gelebt haben, entschieden länger, als diese Welt besteht.
Andere Welten kennenlernen, und sei es zum Vergleich.
Sich über den Körper erheben, der nichts so gut fertigbringt, wie die Beschränkung und das Bereiten von Schwierigkeiten.
Um den Forschungsverlauf, die Klarheit der Bilder und die Schlußfolgerungen sicherzustellen, müßte man sich über die Zeit erheben, in der das alles rast und rotiert.
So gesehen adieu für immer, ihr Einzelheiten und Episoden.
Wochentage zu zählen käme einem sinnlos vor,
den Brief in den Kasten zu werfen, eine Laune der albernen Jugend,
die Aufschrift "Rasen betreten verboten", eine verrückte Idee.